Analdrüsenabszess beim Hund - Ein Erfahrungsbericht

Analdrüsenabszess beim Hund

Eine kürzlich absolvierte Behandlung eines Abszesses des Analbeutels meines Hundes bewog mich zu nachfolgenden Ausführungen.

Vorab eine kleine „Analdrüsen-(Abszess)-Kunde“:

Als Analdrüsen werden Drüsen in räumlicher Nähe zum After (Anus) bezeichnet. Die Analdrüsen befinden sich dicht unter der Haut in Nähe des Afters und münden beim Hund mit jeweils einer Öffnung links und rechts in der Haut in der Nähe des Afters.

Die in den Analbeutel enthaltenen Sekrete werden jedes Mal beim Kot absetzen mit ausgedrückt. Voraussetzung hierfür ist, dass der Kot fest und gut geformt ist, so dass er beim Austritt aus dem After die Analdrüse mit entleeren kann.

Das Analdrüsensekret dient beim Hund u.a. als „Duftmarkierung“. Rüden markieren damit ihr Territorium und erkennen, ob paarungsbereite Hündinnen in der Nähe sind.

Der Bereich der Analdrüsen ist empfindlicher als man es sich gemeinhin vorstellen mag. Recht unterschiedliche Probleme können sich in diesem Bereich manifestieren. Die Ausgänge der Analdrüsen können aufgrund von verdicktem Sekret verstopfen. Hier kann der Tierarzt kurzfristig Abhilfe durch Ausdrücken der Analbeutel schaffen. Sind die Analbeutel verstopft und staut sich das Sekret darin an, kann dadurch eine bakterielle Infektion erfolgen. Es bildet sich eine Schwellung der Analdrüsenregion und die Analdrüsen beim Hund entzünden sich. Bei Analdrüsenentzündungen besteht eine Disposition bestimmter Kleinhunderassen. Aber auch bei großen, kurzfelligen Rassen wird eine Entzündung oft beschrieben.

Bleibt die Entzündung unentdeckt entsteht hieraus ein Abszess. Dieser ist sehr schmerzhaft, denn er drückt auf umliegende Nerven- und Schmerzrezeptoren. Der Abszess selbst enthält viele weiße Blutkörperchen, die die Erreger „gefressen“ haben und nun sozusagen arbeitslos im gebildeten Hohlraum (Verkapselung) herum liegen. Das ist der Moment, wo der Abszess heranreift. Es bilden sich am Abszess sogenannte Sollbruchstellen. Bis zur Herausbildung dieser sollte man einen Abszess durchaus reifen lassen (Kleiner Abszesse kennen wir alle: der Pickel im Gesicht. Dieser ist leichter zu öffnen, wenn er richtig „reif“ ist). Das Drücken und Quetschen von noch nicht reifen Abszessen sollte man unbedingt vermeiden, denn damit läuft man Gefahr, den gebildeten Abszesshohlraum zu zerstören. Bakterien und Erreger fließen somit ungehemmt durch den Körper und können größere Probleme verursachen (Blutvergiftung). Die Hohlraumbildungen sind eine hervorragende Einrichtung des Körpers als „Abwehrpolizei“ mit Bakterien und anderen Erregern fertig zu werden. Wenn die Sollbruchstellen weit genug herausgebildet sind, öffnet sich der Abszess von alleine. Natürlich hier auch etwas nachhelfen und diese Bruchstellen vom Tierarzt öffnen lassen. Er wird für den weiteren Heilungsverlauf ausreichend Medikation zur Verfügung stellen und – sofern man die Behandlung nicht selbst durchführen kann oder will – therapeutisch den Verlauf unterstützen.

Es sei noch erwähnt, dass die Literatur bestimmte Anzeichen von Analdrüsenverstopfung nennt, wie z. B. häufiges Belecken des Afters oder das sogenannte „Schlittenfahren“, bei dem der Hund mit der Analregion über den Boden rutscht. Eine Analdrüsenentzündung entsteht auch ohne diese vielfach zitierten Symptome! Sie kommt plötzlich und reift innerhalb weniger Stunden bis zum Abszess heran.

Hier nun unsere Behandlung:

In der nun folgenden beschriebenen Behandlung eines Abszesses erfolgte die Abszessbildung ohne „klassischen“ Symptome im Vorfeld. Einziges Merkmal war eine plötzliche Umfangsvermehrung einer Seite der Afterregion, die sich fast stündlich immer mehr als deutliche Schwellung abzeichnete und schlussendlich sich in Größe und Form zweier dicken Bohnen mit eindeutiger rötlicher Färbung und Wärmebildung an der linken Seite des Afters ganz klar abzeichnete. Die Tierärztin des Vertrauens wurde daher umgehend konsultiert.

Das Nachfolgende beschreibt den Heilungsverlauf. Ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass es sich hier um keinen medizinischen und wissenschaftlich fundierten Bericht handelt, sondern lediglich den Erfahrungsbericht einer betroffenen Hundehalterin wieder gibt! Wer den tieferen Einblick sucht, für den hält das Internet ausführliche Informationen bereit.

Die TÄ überließ mir zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte ich zu Hause quasi warten, bis der Abszess von alleine aufging oder, da die Sollbruchstelle mittlerweile sehr gut sichtbar war, von ihr in der Praxis öffnen lassen, um dem Hund eine erste Entlastung des großen Drucks aufgrund des angestauten Eiter-Blut-Sekret-Gemischs zu ermöglichen. Ich entschied mich fürs manuelle Öffnen. Hierzu setzte die TÄ einen ca. 3-4 mm großen Ritz auf einem der entstandenen Pickel. So konnte eine größere Menge des Sekretes kontrolliert ablaufen.

Im Anschluss daran wurde der Analbeutel über den gerade gesetzten Zugang mit Betaisodona gespült und zuletzt mit einem Antibiotikum direkt in die Wunde versorgt.

Natürlich kann man Abszesse auch naturheilkundlich behandeln, dies setzt aber größtmögliche Hygiene zu Hause voraus. In Anbetracht der Lage des Abszesses und der nicht wirklich sterilen Umgebung zu Hause, entschied ich mich für die rein schulmedizinische Versorgung.

Für die Patientenversorgung zu Hause gab es für die nächsten 6 Tage ein oral zu verabreichendes Antibiotikum (Clavaseptin) und ein flüssiger, antibiotisch wirkender Arzneistoff in einem Injektor (Cloxaben T.S. 1000 mg) für die direkte Versorgung des Analbeutels mit. Eine unterstützende Behandlung durch das Belecken der Region durch den Hund wurde ausdrücklich erlaubt (aufgrund der AB-Gaben).

Bei der Behandlung zu Hause sei darauf hingewiesen, dass für geraume Zeit weiteres Drüsensekret aus der Wunde heraus fließen wird. Das Wegräumen von Teppichen und die auswechselbare und waschbare Ausstattung der Schlaf- und Aufenthaltsplätze des Hundes sei hier dringend angeraten! Unser bis dahin – meiner Meinung nach – gemütlich anmutendes Wohnzimmer glich für die nächsten 10 Tage eher einer Baustelle. Sollte aber wichtig bleiben, denn das flüssige AB ist eine ölige Suspension hinterlässt entsprechende Flecken.

Die orale AB-Gabe erfolgte morgens und abends und war soweit unproblematisch, da der Hund immer mit großem Appetit seine Mahlzeiten inkl. der großen Tablette verspeiste, was – wer den Hund kennt – nicht immer der Fall ist. Schwieriger war schon das, was direkt an der Wunde zur Behandlung anstand.

Vorab noch die Information, dass der Hund sich in der ersten Nacht nach TA-Konsultation durch selbst Belecken den Abszess selbst weiter geöffnet hat und der Analbeutel mittlerweile so löchrig war wie ein Schweizer Käse.

Zur Vorbereitung legte ich vor jeder Behandlung (dreimal täglich) passend hin:

-         ausreichend Cewa-Tücher

-         eine 24ml fassende, saubere und ausgekochte Einmalspritze (bei entsprechendem Auskochen darf die Spritze

         gerne wieder verwendet werden)

-         diese gefüllt mit frisch gekochter und abgekühlter Kochsalzlösung (1 flacher TL Salz auf ½ Liter Wasser

           aufkochen)

-         das AB Cloxaben

-         ein Desinfektionsmittel (Rebohexanid – ein nicht brennendes Mittel aus der Humanmedizin)

-         frische und saubere Einmalhandschuhe

-         personelle Unterstützung durch den Ehemann. Einer muss den Löwen ja bändigen (Es sollte sich aber schnell

           heraus stellen, dass sich der Patient auch ohne zweite Manpower der Behandlung hingab.)

und – gaaaanz wichtig – Leckerlis (fördern ungemein die Patienten-Compliance)

Ich möchte nochmal an die Hygiene erinnern, die auch unter einer AB-Gabe eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung bei der Behandlung zu Hause!

Jedes Mal war meine erste Maßnahme das Besprühen der Region mit dem Desinfektionsmittel. So konnte ich vorsichtig, ohne direkt drauf zu drücken, ausgetretenes Sekret abwischen, die Wunde äußerlich säubern. Dabei löste sich anfangs auch immer wieder bräunliches Analdrüsen-Sekret mit aus den Öffnungen. Empfindlich bin ich sicher nicht, konnte aber zu meiner Überraschung hier keinen (wie auch zu keinem anderen Zeitpunkt) übelriechenden Geruch feststellen.

Mit der Einmalspritze spülte ich den Innenraum des Abszesses durch vorsichtiges Einführen des Spritzenkopfes in die von der TÄ geöffnete Stelle. Durch langsames Einfüllen löste sich Festsitzendes und wurde durch alle Abszess-Öffnungen heraus gespült. So gesäubert füllte ich nun das flüssige AB in die Wunde und zwar so lange bis an den anderen Öffnungen das AB wieder heraustrat. So konnte ich sicher stellen, dass alle Bereiche mit AB versorgt wurden. Manchmal trat das AB sogar aus der regulären Öffnung der Analdrüse heraus. Mein Indiz dafür, dass keine Verstopfung im oberen Bereich die Heilung hinaus zögern könnte.

Damit der Hund nicht gleich wieder das etwas austretende AB ableckte, legte ich diese Maßnahme immer unmittelbar vor Spaziergängen.

Wieder zu Hause dauerte es meist nicht lang, bis noch verbliebene Rest AB vom Hund selbst entsorgt wurden.

Selbst nach 7 Tagen konnte ich immer noch problemlos eine Spritze mit Kochsalzlösung in die Wundöffnungen einführen und somit spülen. Allerdings änderte ich die Behandlung von bisher 3x täglich auf zwei Mal. Auf die NaCl-Spülungen verzichtete ich ab dem 8. Tag, da die Wunde schon deutlich abgeschwollen war und nach meinem laienhaften Dafürhalten sehr gut aussah. Allerdings bestand immer noch eine restliche Schwellung. Ein Abszess soll von innen nach außen verheilen. Wichtig ist daher, dass sich die Wunde zunächst nicht außen verschließt. Sollte das passieren, so muss man mit sauberer Kochsalzlösung (alternativ stehen eine Reihe von naturheilkundlichen Mitteln zur Verfügung) den Grind vorsichtig erst einweichen dann ablösen. Da hier die Wunde noch offen war, spülte ich ab diesem Zeitpunkt nur noch 1x täglich das AB in die Wunde.

Am 10. Tag setzte ich die letzte Cloxaben-Gabe; somit waren ab dem 11. Tag alle Öffnungen in der Wunde verschlossen.

Insgesamt erschien der Analbeutel noch etwas verdickt und erhärtet. Möglicherweise befand sich im ehemaligen Abszess noch Narbengewebe. Das Ablecken der Wunde durch den Hund unterblieb ebenfalls ab diesem Zeitpunkt. 

Ziemlich genau 14 Tage nach der mechanischen Öffnung des Abszesses war von diesem bis auf eine kleine Grindstelle nichts mehr zu erkennen. Der Patient durfte als geheilt „entlassen“ werden.

Wer sich eine „Zu-Hause-Behandlung“ nicht selbst zutraut, kann den Abszess auch beim Tierarzt seines Vertrauens behandeln lassen.

Zugegeben, Analdrüsenerkrankungen sind ein nicht wirklich appetitliches Thema. Aber als Hundehalter muss man eben zuweilen auch verantwortlich mit Behandlungen umgehen, die über das einfache Besprühen oder Besalben einer Wunde hinausgehen. Auch das sollte man wissen, zum Wohle seiner anvertrauten Fellnase.

Britta, November 2015

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